Grüne Oase mit Potenzial: Bürger und Bürgerinnen diskutieren über Umgestaltung des Schlossparks
Der Schlosspark soll schöner werden. Darüber herrscht Einigkeit bei der Bürgerinformationsveranstaltung im Rahmen der geplanten Umgestaltung des Areals rund um die Mauern des Alzeyer Schlosses. Als grüne Lunge in der Innenstadt schon jetzt genutzt - gerade an heißen Sommertagen - gilt es die vorhandenen Qualitäten hervorzuheben und auszubauen, fasst Bürgermeister Steffen Jung vor den rund 60 Bürgerinnen und Bürgern die Kernbotschaft des einstündigen Austauschs zusammen. "Der Schlosspark hat eine Aufwertung verdient. Das wurde heute nochmal ganz deutlich."
Geplant ist, der Anlage durch neue und barrierefreie Wege sowie neue Bepflanzungen mehr Parkcharakter zu verleihen. Markanter Höhepunkt in der Planung ist das Areal des Kurt-Neumann-Platzes. Hier soll mit der Kombination aus neuer Brunnenanlage inklusive Wasserlauf, der zum Spielen und Planschen animieren soll, ausreichend Sitzmöglichkeiten und ansprechenden Pflanzbeeten die Aufenthaltsqualität deutlich erhöht werden.
Und auch die derzeit nicht öffentlich zugängliche Toilettenanlage im Schlosspark soll in die Planungen mitaufgenommen werden, wie Planer Uwe Franzreb den Teilnehmenden der Bürgerinformationsveranstaltung erklärt. "Denn dann besteht auch die Möglichkeit, hier einen öffentlichen Trinkbrunnen mitzudenken", so der Planungsarchitekt. Gerade die Trinkbrunnen sind in den Sommermonaten wahre Magnete für Touristen, Radfahrende wie auch Bürgerinnen und Bürger.
Auch soll die Schlossgasse durch Neupflanzungen von Bäumen einen Alleencharakter bekommen und die Bühne im oberen Teil des Schlossparks neugestaltet werden. "Ziel ist es, den Schlosspark für alle Altersklassen und Nutzer erleb- und erfahrbar zu machen", erklärt Bürgermeister Jung. Denn die rund 4100 Quadratmeter große Anlage hat durchaus das Zeug dazu, ein beliebtes Ausflugsziel für Familien, Touristen wie Senioren zugleich zu werden. Und damit nicht genug: "Nicht zuletzt das Römerfest hat gezeigt, was auf diesem Areal alles möglich ist", erklärt Jung, der sich durchaus vorstellen könnte, dass der Schlosspark künftig stärker für kleinere Veranstaltungen genutzt werden könnte.
"Wichtig zu betonen ist, dass hier noch nichts in Stein gemeißelt ist", schickt Steffen Jung voraus. Es handelt sich bei den präsentierten Plänen um einen ersten Entwurf, wie ein umgestalteter Schlosspark künftig aussehen könnte. Das aber, was sich Planer Uwe Franzreb hat einfallen lassen, trifft unter den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern grundsätzlich auf breite Zustimmung. Potenzial für Verbesserungen sehen einige der Anwesenden lediglich bei der Ausgestaltung von Spiel- und Bewegungsgeräten für Groß und Klein. Und auch den angedachten Fahrradständer hätte mancher Anwohner lieber an anderer Stelle als direkt an dem auf dem Papier ansprechend gestalteten Kurt-Neumann-Platz.
Deutlich mehr Einwände seitens der Bürgerschaft gibt es in Sachen Baumpflanzungen entlang der Schlossgasse. Denn keinesfalls dürften angesichts der ohnehin schon sehr begrenzten Parkmöglichkeiten rund um den Schlosspark weitere Parkflächen wegfallen. Etwas, das bei der angedachten Gestaltung teilweise aber nötig ist, wie Franzreb sagt. Durch die angedachten Neupflanzungen in der Schlossgasse müssten wohl drei bis vier Parkplätze entfallen. Im weiteren Planungsverlauf wird dieser Punkt deshalb nochmal detailliert besprochen, sichern Franzreb und Bürgermeister den Anwohnern zu.
Uneinigkeit unter den Anwohnern herrscht indessen in Sachen Umzäunung des Areals. Während sich mancher einen Zaun ausdrücklich wünscht, um den Park zum einen sauber zu halten, zum andern aber auch Vandalismus und Ruhestörungen Einhalt zu gebieten, befürworten andere Teilnehmende den offenen Schlosspark, der es den Menschen jederzeit ermöglicht, diesen Ort aufzusuchen und zu genießen. Die Klientel, die in den vergangenen Jahren unter den Anwohnern für Frust und Ärger gesorgt haben, aus dem Schlosspark künftig komplett auszuschließen, würde die Sache vermutlich nicht verbessern, das Problem maximal verlagern, so der Bürgermeister. "Der Park soll zum Verweilen einladen", sagt Jung. Ein zwei Meter hoher Zaun entlang der derzeit offenen Seite des Parks würde wohl eher das Gegenteil bezwecken. Und teuer wäre ein solcher Zaun auch.
Wie Uwe Franzreb vom Planungsbüro Siagmbh erklärt, käme man angesichts einer Gesamtlänge von circa 160 Metern mit einem Zaun, der gestalterisch zu den hohen Schlossmauern passt, in einen Kostenbereich zwischen 300.000 und 400.000 Euro. Davon abgesehen, dass das Schließen und Öffnen der Parktore auch personelle Ressourcen binden würde. "Seitens der Stadtverwaltung will man deshalb auf eine Einzäunung des Schlossparks verzichten", erklärt Jung. Das letzte Wort aber hat dabei die Politik.
Dennoch: "Die Einwände und Sorgen der Bürgerinnen und Bürger sind nachvollziehbar", sagt der Stadtchef und verkündet, dass zeitnah Schilder in allen Parkanlagen innerhalb des Stadtgebiets aufgestellt werden, die Besucherinnen und Besucher über ein Verweilverbot nach 22 Uhr aufklären und allgemeine Verhaltenshinweise geben. "Letztlich braucht es hier aber auch die regelmäßigen Kontrollen durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ordnungsamtes, das ist klar."
Die Hinweise und Anregungen der Bürgerinnen und Bürger werden nun in den weiteren Planungen berücksichtigt und auf Machbarkeit hin überprüft. Im Anschluss entscheidet der Bauausschuss über die finale Gestaltung des Schlossparks. Und die Zeit drängt. Denn noch im September muss die Planung beim zuständigen Ministerium eingereicht werden. Derzeit lockt nämlich ein Förderprojekt, das bis zu 75 Prozent der Kosten übernehmen würde.
Und wenn Alzey nicht den Zuschlag bekommt? "Dann verschwindet der Plan keinesfalls in der Schublade", sichert Jung den Bürgerinnen und Bürgern zu. "Angesichts der Diskussionen über Klimawandel und Hitzesommer in den Städten ist es sehr wahrscheinlich, dass solche Vorhaben künftig regelmäßig gefördert werden", so der Stadtchef. Einzelne Maßnahmen lassen sich vielleicht gar auf eigene Faust schon kurzfristig umsetzen. Denn dass der Schlosspark aufgewertet werden soll, darüber herrscht breiter Konsens.