Bestattung unter Weinreben: Dautenheim weiht Friedwingert ein
In einem Punkt sind sich alle Beteiligten einig: Der Friedwingert auf dem Dautenheimer Friedhof ist gut geworden. Ein Ort, der nicht nur eine neue Bestattungsform bietet, sondern auch zum Verweilen einlädt. "Das melden auch die Bürgerinnen und Bürger zurück", bestätigt Ortsvorsteherin Kornelia Kopf. "Sie freuen sich über das neue Angebot, das zudem schnell und zu geringen Kosten wurde", richtet Kopf ihren Dank in Richtung Stadtverwaltung und Bauhof.
"Alternative Möglichkeiten der Bestattung sind immer mehr nachgefragt", weiß der Erste Beigeordnete Dr. Hans-Werner Stark. Er betreut die Friedhöfe in Alzey und den Stadtteilen mit. Die Nachfrage nach den klassischen Erd- oder Urnengräbern lässt seit Jahren nach. Zunehmend gefragt sind hingegen Bestattungen in Friedwäldern, in Stelenwänden oder in Urnengräbern auf Wiesen. "Wobei Letztere auch nicht ganz unproblematisch sind", wie der Beigeordnete erklärt. Weil den Hinterbliebenen häufig die Ablageflächen für Grabschmuck fehlen und die weitestgehend unberührten Wildwiesen nicht jedermanns Sache sind.
Für Dautenheim hatten sich die Bürgerinnen und Bürger einen Friedwald gewünscht. "Doch der ist hier nicht ohne Weiteres möglich", erklärt die Ortsvorsteherin. Der Friedwingert hingegen passe perfekt auf den Dautenheimer Friedhof, sind sich Kopf und Bürgermeister Steffen Jung einig. Schließlich gehören die Weinreben hierher, in Deutschlands größte Weinbauregion. Einen weiteren Vorzug des Friedwingerts nennt Dr. Stark: "Anders als der Friedwald ist der Friedwingert absolut barrierefrei."
Besonders freut sich der Dautenheimer Ortsbeirat um Ortsvorsteherin Kornelia Kopf, wie schnell aus dem Wunsch Realität wurde. Vor wenigen Monaten erst, im Zuge der Haushaltsplanung für dieses Jahr, hatte der Ortsbeirat den Antrag für die Schaffung eines Erdröhrengrabfeldes gestellt. "Und jetzt ist der Friedwingert bereits fertig", freut sich Kopf. "Schnell und unkompliziert", wie auch Steffen Jung betont und den Mitarbeitern des städtischen Bauhofs für ihren Einsatz dankt.
Rund 80 Arbeitsstunden und circa 3000 Euro hat die Umgestaltung der bisher ungenutzten Wiese zum Erdröhrengrabfeld unter Reben gekostet. Dass das Wunschprojekt die Gemeinde nicht deutlich teurer zu stehen kommt, hat dabei einen einfachen Grund: "Es musste kaum neues Material angeschafft werden. Stattdessen wurde das genutzt, was schon da war", freut sich der Stadtchef über den pragmatischen und nachhaltigen Einsatz bei der Neugestaltung des Friedhofs. Denn das Pflaster, das die Reben und die Urnenröhren umfasst, sowie die Steine, die als Ablagemöglichkeit für Grabschmuck dienen, kommen aus dem Bestand des Bauhofs. Doch Schluss ist beim Friedwingert damit noch nicht.
Denn die sechs Röhren unter den drei Weinreben, die jeweils Platz für bis zu vier Urnen bieten, lassen sich bei steigender Nachfrage noch problemlos um fünf weitere Röhren erweitern, wie Mathias Neumann, Leiter des städtischen Bauhofs, erklärt. Zusammen mit der Sitzbank unter einem der Bäume auf dem Dautenheimer Friedhof ist so ein ansprechender Gedenkort entstanden. Nur eine Frage lässt Kornelia Kopf derzeit noch bewusst offen. Nämlich was mit den Tafeltrauben passiert, welche die Rebstöcke im Friedwingert künftig jedes Jahr tragen werden. "Mein Wunsch wäre, dass sich die Besucherinnen und Besucher des Friedhofes bedienen", sagt Kopf. Ob die Dautenheimer und Dautenheimerinnen auch dieses Angebot annehmen, bleibt abzuwarten.