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Die Nymphen sind besänftigt: Alzey feiert 1800. Geburtstag mit römischer Weihe

Die Nymphen sind besänftigt: Alzey feiert 1800. Geburtstag mit römischer Weihe

Mit einer römischen Weihe, wie sie auf den Tag genau vor 1800 Jahren stattgefunden haben könnte, feiert Alzey den runden Geburtstag.
Mit einer römischen Weihe, wie sie auf den Tag genau vor 1800 Jahren stattgefunden haben könnte, feiert Alzey den runden Geburtstag.

Ob es am 22. November 223 n. Chr. in Altiaia auch schon so winterlich kalt war und die Römer deshalb den Nymphen im damaligen "Bad Alzey" huldigten und um deren Gunst baten, damit die heißen Quellen nicht versiegten?

Ganz genau lässt sich das nach 1800 Jahren nicht mehr nachvollziehen, aber rund zwei Jahrtausende später versammeln sich die Römer wieder vor dem Nymphenaltar, um den heutigen Bewohnerinnen und Bewohnern einen Einblick in das zu geben, was der Stadt den ersten schriftlichen Beweis ihrer Existenz lieferte.

Mit Weihrauch, Brot, Öl und Bachus werden die Naturgeister wie vor 1800 Jahren feierlich besänftigt. Einer blühenden Wirtschaft an der Selz stand damals wie heute nichts mehr im Wege.

"Unser Römerjahr neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu", sagt Bürgermeister Steffen Jung zu den Gästen des Festaktes im Alzeyer Museum. Den Auftakt bildete im März 2023 die Einweihung der Steinhalle, die pünktlich zum Römerjahr fertiggestellt wurde und nun das römische Erbe der Stadt angemessen präsentiert. "Mit dem zeitgleich stattfindenden Römermarkt und dem Wasserorgelkonzert in der Kleinen Kirche ist uns der Einstieg in das Festjahr gelungen", stellt Jung fest. Höhepunkt des Römerjahres war das große Römerfest im Juli. Mehr als 10.000 Besucherinnen und Besucher trotzten zwei Tage lang den heißen Temperaturen und verwandelten die Volkerstadt in den Vicus Altiaienses. Über 300 Römer belagerten die Stadt und ließen das Leben vor fast 2000 Jahren an der Selz wieder lebendig werden.

"Mit zahlreichen Museumsabenden und weiteren bunten Veranstaltungen rund um die Römer haben wir unsere lange Geschichte wieder ins Bewusstsein gerückt", so Jung weiter, der allen Beteiligten für ihr Engagement rund um das Römerjahr dankt. Und auch wenn mit der Weihe des Nymphensteins das Festjahr langsam zu Ende geht, versichert der Bürgermeister: "Die Römer bleiben." Für den 13. und 14. Juli 2024 ist bereits das nächste Römerfest rund um das Alzeyer Schloss geplant.

Ehrfurcht, Dank und Freude empfindet Landrat Heiko Sippel angesichts der langen und bewegten Geschichte der Kreisstadt Alzey, die dank des 1783 gefundenen Nymphensteins zu den ältesten Städten Deutschlands zählt. Auch Heiko Fischer von der Goethe-Universität Frankfurt betont in seinem Vortrag über den Nymphenstein, dass, wenngleich es sich dabei um einen eher unscheinbaren Sandsteinblock handelt, das Alzeyer Jubiläum alles andere als alltäglich oder gar selbstverständlich ist.

Der in Stein gehauene Beweis für die Anwesenheit der Alzeyer vor 1800 Jahren - es ist weniger eine Geburts- als vielmehr eine Taufurkunde, erklärt der Wissenschaftler. Denn der Ursprung des Wortes, von dem sich der heutige Name Alzey ableitet, bedeutet so viel wie "hoch". "Wahrscheinlich ist die Stadt noch ein paar Jahre älter und lag ursprünglich auf einem der umliegenden Hügel, bevor sie von den Römern ins Tal an die Selz verlegt wurde und sich dank der Schwefelquellen zu einem Kur- und Fremdenverkehrsort entwickelte", erklärt Fischer.

Wie die Geschichte des ehemaligen Vicus weiterging, erzählt Museumsleiter Rainer Karneth. Es ist eine wahrhaft bewegte Geschichte, auf die Alzey zurückblicken kann, macht der Museumsleiter deutlich. "Und diese Geschichte geht weiter", schließt Karneth seine Zeitreise durch fast 2000 Jahre Stadthistorie Denn mit der Ansiedlung des Pharmakonzerns Eli Lilly, die dieser Tage bekannt wurde, wird bereits das nächste Kapitel aufgeschlagen.

Doch warum wurde der Nymphenstein geweiht? Wer waren die Menschen, die um die Gunst der Naturgottheiten baten, die als Bindeglied die Verbindung zwsichen den Bewohnern des Vicus und der Natur darstellten? Das erklärt Lukas Czerwinski, der die Besucherinnen und Besucher als  Praefectvs castrorvm Primvs Fabivs Lvcianvs Bibvlvs, durch die feierliche Weihe des Nymphenaltars führt. Musikalisch authentisch begleitet von Justus Willberg.

Auch wenn das offizielle Stadtjubiläum mit den Einweihungsfeierlichkeiten im Museum vorbei ist - das Römerjahr 2023 ist es noch nicht. Am Sonntag, 26. November, findet um 11 Uhr im Alzeyer Bali-Kino ein Vortrag des Filmwissenschaftlers Felix Arnold zum Thema Römer im Film" statt. Und am 2. und 3. Dezember hat das Puppentheater "Borzelkaschde" mit "Sirona" Premiere im Museum. Genug Anlässe also, um zum Jahresende noch einmal an das römische Erbe der Stadt zu erinnern und einen Einblick in das Leben im Vicus Altiaienses zu bekommen.

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