Am Samstag, 24. Februar, um 10 Uhr wird die Schriftstellerin Nora Bossong in der Mensa des Gymnasiums Alzey, Frankenstraße 12, mit dem Elibasteh-Langgässer-Preis ausgezeichnet. Bossong ist damit die 13. Preisträgerin eines der renommiertesten Literaturpreise in Rheinland-Pfalz und nimmt den Preis zugelich im Jubiläumsjahr des 125. Geburtstags der Namensgeberin entgegen. Der Eintritt ist frei.
Bereits am Vorabend, Freitag, 23. Februar, findet um 20 Uhr in der Mensa der Alzeyer Gymnasien eine Lesung mit der Preisträgerin statt. Nora Bossong liest aus ihrem Roman "Schutzzone". Der Eintritt zur Lesung ist ebenfalls frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Die 42-jährige Schriftstellerin erhält den Preis für ihre hochpolitischen Werke, die ohne Moralisierung auskommen, wie der Literaturbeirat in seiner Begründung schreibt.
Nora Bossong thematisiert vor allem die Zeitläufe eines westzentrierten Jahrhunderts. Die Protagonisten ihrer Romane setzen sich aus ganz unterschiedlichen Charakteren zusammen - vom Diplomaten über einen Textilfabrikanten und seine Tochter bis hin zu einer UN-Mitarbeiterin oder zuletzt Angehörigen ihrer eigenen Generation, die sie in dem Band „Die Geschmeidigen“ im Jahr 2022 thematisierte. Darüber hinaus ist Nora Bossong als Lyrikerin erfolgreich und wurde dafür 2012 mit dem renommierten Peter-Huchel-Preis des Landes Baden-Württemberg und des SWR ausgezeichnet.
Nora Bossong, 1982 in Bremen geboren, begann schon als Kind zu schreiben. Ihr Debüt als Romanautorin gab sie 2006 mit „Gegend“. Darin begibt sich eine Ich-Erzählerin auf eine Reise in ein südeuropäisches Land, um die uneheliche Tochter ihres Vaters, ihre Halbschwester, zu suchen.
In "Gesellschaft mit beschränkter Haftung" (2012) schildert sie den Aufstieg und Fall eines deutschen Familienunternehmens über vier Generationen. Größeres Aufsehen erregte Nora Bossong 2017 mit „Rotlicht“, einer Romanstudie über die Sexindustrie vom Pornokino über Dildo-Präsentationen bis zum Swingerclub.
Begeisterte Kritiken und renommierte Auszeichnungen erhielt sie 2019 für „Schutzzone“. Darin schildert Bossong das Leben einer jungen UN-Mitarbeiterin in Genf, New York und Burundi. Je tiefer sie in die komplexe Gefühls- und Gedankenwelt der Diplomatin eindringt, desto deutlicher offenbart Nora Bossong die Hilflosigkeit der Helfer und die Doppelmoral und Gleichgültigkeit der großen Politik.
Nicht zuletzt für „Schutzzone“ wurde Nora Bossong 2020 mit dem Wilhelm-Lehmann-Preis sowie dem Thomas-Mann-Preis und 2022 mit dem Joseph-Breitbach-Preis ausgezeichnet.
Nora Bossong lebt in Berlin. 2021 wurde sie in die Akademie der Wissenschaften und Literatur Mainz aufgenommen. Sie ist zugewähltes Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Bossong, die sich selbst als protestantisch sozialisierte Katholikin bezeichnet, erregte mediale Aufmerksamkeit, als sie 2002 mit 39 Jahren die Erstkommunion nachholte.
Derzeit arbeitet Bossong unter anderem über die Rolle der Mütter im Nationalsozialismus. Nicht zuletzt aus diesen Gründen freut sich der Literaturbeirat der Stadt Alzey auf eine fundierte Auseinandersetzung Nora Bossongs mit der Namensgeberin des Literaturpreises, Elisabeth Langgässer.
Auch Bürgermeister Steffen Jung freut sich über die Entscheidung des Literaturbeirates und auf die Begegnung mit der Preisträgerin im Rahmen der Preisverleihung. "Im 125. Geburtsjahr der Namensgeberin und Tochter der Stadt ist es eine besondere Ehre, den Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis an eine junge Schriftstellerin verleihen zu dürfen", sagt Jung.
Anlässlich des 125. Geburtstages der Namensgeberin Elisabeth Langgässer gibt es rund um die Preisverleihung ein besonderes Highlight für Freunde der Philatelie. Ab der Lesung am 23. Februar wird die Sonderstempelstelle in Weiden für 28 Tage einen Sonderstempel mit dem Porträt der vor 125 Jahren in Alzey geborenen Schriftstellerin führen. Aus diesem Anlass wird am Abend der Lesung im Eingangsbereich der Mensa des Gymnasiums Alzey ein Sonderbriefkasten aufgestellt. Alle dort eingeworfenen adressierten Postsendungen werden am nächsten Tag nach Weiden geschickt, dort mit dem Sonderstempel versehen und auf den Postweg gebracht. Die Sendungen müssen hierfür ausreichend frankiert sein.